Mein verwöhntes Tragebaby

Du liebst es dein Baby zu tragen – am liebsten immer und überall. Ab und zu kommt dir jedoch zu Ohren, dass du dein Kind damit zu sehr verwöhnen würdest. Das verunsichert dich schon irgendwie und du fragst dich: „Habe ich ein verwöhntes Tragebaby?“

Die früher gängige ExpertInnen-Meinung, dass Kinder durch zu viel Aufmerksamkeit und Kontakt verzogen werden könnten, ist teilweise noch heute zugegen. Damals wurden „kleine Befehlsempfänger“ großgezogen, deren Selbst nicht an erster Stelle stand. Die Befürchtung vieler Eltern war, dass sie kleine Tyrannen heran erziehen würden, wenn sie auf die Wünsche ihrer Kinder eingegangen wären.

Heute gehen wir davon aus, dass viel Aufmerksamkeit, Nähe, Wärme und Geborgenheit keinen negativen Einfluss auf die psychische Entwicklung der Kleinen haben, im Gegenteil. Das Menschenbild der heutigen Gesellschaft ist demnach weitgehend bedürfnisorientiert. Laut aktuellem Wissensstand…

  • können Babys nicht „verwöhnt“ werden. Umso mehr ihre Bedürfnisse gestillt werden, desto besser!
  • ist ein Verwöhnen oder Angewöhnen unnatürlicher Verhaltensweisen durch Tragen nicht möglich.

Denk dir dazu außerdem: Dein Babys muss sowieso von A nach B getragen werden, weil es danach verlangt. Es nur liegen zu lassen wäre fatal. Folglich stellt sich nicht die Frage: „Tragen: Ja oder Nein“, sondern ob du dabei deine Hände frei behalten kannst, um dir selbst den Alltag mit deinem Tragebaby zu erleichtern.
(vgl. Tragehilfen-Workshop Österreich der ClauWi® Trageschule)


Wusstest du übrigens, dass sich Babys an unterschiedliche Tragepersonen gewöhnen können? Menschen sind „Kollektivbrüter“ und auf die Gemeinschaft angewiesen. Nur in der Gemeinschaft gelingt es dem Menschen, den eigenen aufwändigen und langen Reifungsprozess zu bewältigen. Ganz prinzipiell bauen Säuglinge zu mehreren Personen eine Bindung auf. Hierbei gilt ganz generell:

  • Mutterbindung = Sicherheit
  • Vaterbindung = Exploration
  • Beziehung zu pädagogischen Kräften = Vertrauensaufbau zu anderen Menschen

Am Tragezwergerl-Kurs darf folglich natürlich auch mal der Papa, die Oma oder eine andere Trageliebende Person mit dem Zwergerl teilnehmen. 🙂